Unilogo

14
Mrz
2015

wahr nehmen lernen

Wahrnehmen das Wahre entnehmen können, verlangt die Fähigkeit, genau sinnlich zu erfassen, sorfältig zu betrachten, geduldig zu beobachten, im Zusammenhang zu begreifen, gewissenhaft zu bewerten und konsequent praktisch zu folgern.

13
Mrz
2015

Ohne Bildung = nicht wahr nehmen können

„.. wir sind ohne Bildung, noch mehr,
wir sind zum Leben, zum richtigen und einfachen Sehen und Hören,
zum glücklichen Ergreifen des Nächsten und Natürlichen verdorben
und haben bis jetzt noch nicht einmal das Fundament einer Kultur,
weil wir selbst davon nicht überzeugt sind, ein wahrhaftiges Leben in uns zu haben.“

(Friedrich Nietzsche)

12
Mrz
2015

Zur Metaphysik

Gedanken zur Metaphysik

11
Mrz
2015

Parallelwelten

Parallelwelten des (Da-)seins existieren nicht abgetrennt. Unter besonderen Bedingungen aber wahrnehmbar damit verbunden. Es wird seit Beginn Abendländischen Denkens erkannt, dass vernunftbegabte Lebewesen befähigt sind, diese Welten unter besonderen Bedingungen zu schauen.

Wir akzeptieren zwar, dass uns Psychologen Traum- oder Spielwelten eröffnen, aber wir sind wenig bereit, uns auf das einzulassen, was uns Philosophen als Metaphysik offenlegen.

10
Mrz
2015

Vernunft blockiert Wahrnehmen

Menschen zeigen sich außerstande, unvoreingenommen sinnlich wahrzunehmen. Das, was die Sinne erfassen, wird verfälscht, bevor wir es uns überhaupt bewusst wird. Der zureichende Grund der Verfremdung des Wahrnehmens ist das limbische System. Da das limbische System Bewusstwerden steuert, sehen wir nicht, was wir sinnlich erfassen, sondern vielmehr sehen wir das, was wir fühlen.

Wer sich im Spiegel betrachtet, sieht sich so, wie er sich fühlt. Wer sich schlecht fühlt, sieht alles negativ affiziert, Grau in Grau quasi.

9
Mrz
2015

Was uns unsere Sinne vorenthalten

Es sind vor allem zwei Aussagen des Philosophen Friedrich Nietzsche, die das, was ich intuitiv empfinde, ausdrücken. Die erste Aussage beinhaltet seine Kritik an der Pädagogik, die uns jene Erziehung und Bildung aufdrängt, durch welche das unvoreingenommene Sehen verlernen.

"Man mache sich nur einmal mit der pädagogischen Literatur dieser Gegenwart vertraut; an dem ist nichts mehr zu verderben, der bei diesem Studium nicht über die allerhöchste Geistesarmut und über einen wahrhaft täppischen Zirkeltanz erschrickt. Hier muss unsere Philosophie nicht mit dem Erstaunen, sondern mit dem Erschrecken beginnen: wer es zu ihm nicht zu bringen vermag, ist gebeten, von den pädagogischen Dingen seine Hände zu lassen."

Die Begründung Nietzsches für diesen Missstand in der Pädagogik fällt scharf aus:

"Dass es aber trotzdem nirgends zur vollen Ehrlichkeit kommt, hat seine traurige Ursache in der pädagogischen Geistesarmut unserer Zeit; es fehlt gerade hier an wirklich erfinderischen Begabungen, es fehlen hier die wahrhaft praktischen Menschen, das heißt diejenigen, welche gute und neue Einfälle haben und welche wissen, dass die rechte Genialität und die rechte Praxis sich notwendig im gleichen Individuum begegnen müssen: während den nüchternen Praktikern es gerade an Einfällen und deshalb wieder an der rechten Praxis fehlt."

Die Folgen solcher Erziehung und Bildung: "wir sind ohne Bildung, noch mehr, wir sind zum Leben, zum richtigen und einfachen Sehen und Hören, zum glücklichen Ergreifen des Nächsten und Natürlichen verdorben und haben bis jetzt noch nicht einmal das Fundament einer Kultur, weil wir selbst davon nicht überzeugt sind, ein wahrhaftiges Leben in uns zu haben. Zerbröckelt und auseinander gefallen, im Ganzen in ein Inneres und Äußeres, halb mechanisch zerlegt, mit Begriffen wie mit Drachenzähnen übersät, Begriffs-Drachen erzeugend, dazu an der Krankheit der Worte leidend und ohne Vertrauen zu jeder eigenen Empfindung, die noch nicht mit Worten abgestempelt ist : als eine solche unlebendige und doch unheimlich regsame Begriffs- und Wortfabrik habe ich vielleicht noch das Recht zu sagen cogito ergo sum, nicht aber vivo, ergo cogito. Das leere "Sein", nicht das volle und grüne "Leben" ist mir gewährleistet, meine ursprüngliche Empfindung verbürgt mir nur, daß ich ein denkendes, nicht daß ich ein lebendiges Wesen, daß ich kein animal, sondern höchsten ein cogital bin. Schenkt mir erst Leben, dann will ich euch auch eine Kultur daraus schaffen!"

Als Grundvoraussetzung für richtiges und einfaches Sehen und Hören, zum glücklichen Ergreifen des Nächsten und Natürlichen gilt dem Philosophen Nietzsche die Überzeugung, ein wahrhaftiges Leben in sich zu haben. Seiner Ansicht nach stört das Fehlen einer solchen Überzeugung das Wahrnehmen ganz empfindlich.

Auf den Punkt gebracht bedeutet das: Wer ‚unvoreingenommen' äußerlich (sinnlich) wahrnehmen will, muss von innen (geistig) nach draußen schauen. Wer sich nicht mit der Fantasie als Verfremdung des Wahrnehmens auseinandersetzt und aufklärt, vermag nicht zu erfassen, was in Wahrheit geschieht.

Der Rückgang in den Ursprung allen Erkennens gelingt der Vernunft, indem sie nach innen schaut. Die Sichtweise lässt sich verhältnismäßig leicht als Bewusstwerden beschreiben.

Bewusstwerden lässt sich entweder durch Aufmerksamkeit oder Konzentration ausrichten. Durch Aufmerksamkeit werden sinnliche (äußere) Wahrnehmungen bewusst, durch Konzentration geistige (innere). Will man den Ursprung allen Erkennens schauen, dann geschieht das natürlich durch Konzentration. Wie weit man nach innen sehen kann, das hängt natürlich davon ab, wie stark man sich konzentriert.

Als Vergegenwärtigen von inneren Bildern oder Vorstellungen vollzieht sich Konzentrieren gleichsam noch ohne Aufwand. Man braucht dazu keine geistige Kraft. Sich etwas vorstellen, das geht so einfach wie sich erinnern. In der Regel muss sich niemand anstrengen, um sich zu erinnern.

Fragt man sich aber, was dem Vorstellen innerer Bilder vorausgeht, dann benötigt man geistige Kraft. Fragen kostet Kraft, und es hängt von der Art und Weise des Fragens ab, wie viel Kraft erforderlich wird. Die Frage „Wer oder was?“ kostet allerdings kaum Kraft, weil man sich lediglich erinnern muss, um diese Frage zu beantworten. Der Philosoph Sokrates aber kam als Erster auf die Idee die Frage „Was ist das?“ radikal umzudeuten. „Was?“ verlangt bei Sokrates nicht, etwas wiederzukennen, sondern vielmehr das Wesen von Etwas zu bestimmen. Als Wesensfrage braucht „Was?“ entschieden mehr Kraft als eine bloße Bestimmungsfrage.

Sobald wir wahrnehmen, erfassen wir nicht mehr, was ist. Stattdessen nehmen Verstelltes auf. Wenn wir einen Baum wahrnehmen, endet das Erfassen gewöhnlich mit der Feststellung „Das ist!“, mit bloßem Identifizieren also.

8
Mrz
2015

Was sehen und erkennen wir wirklich?

Introspektion ist der Name für die Gabe der Selbstbeobachtung. Alle Menschen verfügen über diese Gabe. Viele probieren dieses Talent aus, indem sie Tagebuch schreiben. Sie verbinden ihren Versuch mit der Hoffnung, mehr über sich selbst zu erfahren.

In meiner Jugend gehörte ich dazu. Täglich habe ich die für mich wichtigsten Ereignisse notiert. Selten habe ich meine Tagebuchnotizen noch einmal durchgelesen, geschweige denn etwas Nennenswertes über mich erfahren. Heutzutage könnte ich vermuten, dass ich mich durch das Schreiben meiner Tagebücher in Selbstbeobachtung geübt habe. Wahrscheinlicher erscheint mir jedoch Übung im Schreiben.

Jedenfalls hat das früh dazu geführt, meine Gedanken aufzuschreiben. Diese Übung zeitigte dann vor allem zwei entscheidende Ergebnisse. Ich habe das Denken und Schreiben gleichsam zu meinem Beruf gemacht, indem ich Philosophie studierte und meine Gedanken kontinuierlich veröffentlichte.

Überlegungen während der ersten Studiensemester, doch lieber Schriftsteller zu werden, scheiterten wohl an mangelndem Talent, Gedanken auf geeignete Weise lyrisch umzusetzen. Jedenfalls fehlte mir dazu sowohl künstlerische Begabung als auch hinreichende Geduld.

So blieb es bei dem mehr oder weniger erfolgreichen Bemühen, meine Gedanken nach und nach zu veröffentlichen. Darum bemühe ich mich nach wie vor.

Aber ich frage mich inzwischen, ob mir diese Gedanken überhaupt noch veröffentlichungswürdig erscheinen. Das, was ich thematisiere, interessiert nur wenige, und das, was ich schreibe, ist zudem noch zu schwierig zu lesen.

7
Mrz
2015

Sterben wechselt Parallelwelten.

Der Körper ist das Haus der Seele. - Sollten wir unser Haus nicht pflegen, damit es nicht verfällt? (Philon von Alexandria, 20 v. Chr. - 50 n. Chr.)

Nach Auffassung vieler Mythen und Religionen ist der Tod jener Zeitpunkt, zu welchem die Seele ihr Haus verlässt, um nach Hause zurück zu kehren.

Leben wird als vorübergehender Aufenthalt der Seele betrachtet.
Diese Betrachtungsweise seines Lehrers stellt Platon in der Apologie dar. Sokrates erläutert seine Auffassung in seiner Verteidigungsrede nach seiner Verurteilung zum Tod durch den Schierlingsbecher:

"Lasst uns aber auch so erwägen, wieviel Ursache wir haben zu hoffen, es sei etwas Gutes. Denn eins von beiden ist das Totsein: entweder so viel als nichts sein noch irgend eine Empfindung von irgend etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch gesagt wird, es ist eine Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen andern Ort. Und es ist nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so wäre der Tod ein wunderbarer Gewinn. Denn ich glaube, wenn jemand einer solchen Nacht, in welcher er so fest geschlafen, dass er nicht einmal einen Traum gehabt, alle übrigen Tage und Nächte seines Lebens gegenüberstellen und nach reiflicher Überlegung sagen sollte, wie viel er wohl angenehmere und bessere Tage und Nächte als jene Nacht in seinem Leben gelebt hat, so glaube ich, würde nicht nur ein gewöhnlicher Mensch, sondern der Großkönig selbst finden, dass diese sehr leicht zu zählen sind gegen die übrigen Tage und Nächte.

Wenn also der Tod etwas solches ist, so nenne ich ihn einen Gewinn, denn die ganze Zeit scheint ja auch nicht länger auf diese Art als eine Nacht. Ist aber der Tod wiederum wie eine Auswanderung von hinnen an einen andern Ort, und ist das wahr, was gesagt wird, dass dort alle Verstorbenen sind, was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses, ihr Richter? Denn wenn einer, in der Unterwelt angelangt, nun dieser sich so nennenden Richter entledigt, dort die wahren Richter antrifft, von denen auch gesagt wird, dass sie dort Recht sprechen, den Minos und Rhadamanthys und Aiakos und Triptolemos, und welche Halbgötter sonst gerecht gewesen sind in ihrem Leben, wäre das wohl eine schlechte Umwanderung? Oder auch mit dem Orpheus umzugehen und mit Musaios und Hesiodos und Homeros, wie teuer möchtet ihr das wohl erkaufen?

Ich wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist. Ja, mir zumal wäre es ein herrliches Leben, wenn ich dort den Palamedes und Aias, des Telamon Sohn, anträfe, und wer sonst noch unter den Alten eines ungerechten Gerichtes wegen gestorben ist: mit dessen Geschick das meinige zu vergleichen, das müsste, glaube ich, gar nicht unerfreulich sein. Ja, was das Größte ist, die dort eben so ausfragend und ausforschend zu leben, wer unter ihnen weise ist, und wer es zwar glaubt, es aber nicht ist. Für wie viel, ihr Richter, möchte das einer wohl annehmen, den, welcher das große Heer nach Troia führte, auszufragen, oder den Odysseus oder Sisyphos, und viele andere könnte einer nennen, Männer und Frauen: mit welchen dort zu sprechen und umzugehen und sie auszuforschen auf alle Weise eine unbeschreibliche Glückseligkeit wäre! Gewiss werden sie einen dort um deswillen doch wohl nicht hinrichten. Denn nicht nur sonst ist man dort glückseliger als hier, sondern auch die übrige Zeit unsterblich, wenn das wahr ist, was gesagt wird.“

6
Mrz
2015

Fantastischer Blitz

Unser Leben ist ein Sein, das gleichsam als Strecke zwischen zwei Punkten als Dauer hervorscheint und erlebt wird. Diese Punkte sind Geburt und Tod. Das, was während dieses Zeitraums aufscheint, erscheint als neuronale Gestaltung des Gehirns.

Welt, wie wir sie erfahren und das, was tatsächlich der Fall ist, scheint als Unterschied zwischen Schein und Sein hervor.

Das, was wir als Sein erfahren, ist nicht mehr als neuronal projizierter Schein eines Gehirns.
Jeder lebt in seiner eigenen Welt.

Solange das Gehirn aktiv ist, sind Kunst und Wissenschaft die einzigen Wege, die aus einer solchen Welt hinausführen.
Stellt das Gehirn seine Aktivität ein, dann eröffnet der Tod einen weiteren Weg aus Schein in Sein.

Die Fantasie führt uns zum Ausgangspunkt für das, was wir als unser Leben denken.

Nachgeburtliches Denken beruht auf angeborenen Regelungen. Einfachste Regelkreise ermöglichen den Vergleich von aktuellen Reiz-Reaktionsmustern mit erfahrenen Reiz-Reaktionsmustern in Bezug auf die damit verbundene Befindlichkeit.

Körperliches und seelisches Wohlbehagen bilden die Vorgaben für den neuronalen Regler, der für das körperlich seelische Gleichgewicht sorgt. Wird dieses z.B. durch Hunger gestört, dann löst das Ungleichgewicht Schreien aus.

Diese Maßnahme wird erst eingestellt, wenn die erwartete Hilfe eintrifft, der Hunger gestillt und damit das Wohlbefinden wieder hergestellt wird.

Nachgeburtliches Denken erweist sich hier ausschließlich als affektives, emotionales Regeln.

Dieses Regeln erwirkt den ersten und einfachsten Fall von Abstraktion.

Der neuronale Regler abstrahiert von einzelnen körperlichen und seelischen Bedürfnissen und ordnet diese dem Wohlbefinden (= Überordnung) unter.

Hoch wahrscheinlich beruht diese Ordnung bereits auf einem natürlichen vorgeburtlichen Vermögen zu ordnen. Ordnen erscheint als Bedingung der Möglichkeit der Speicherfähigkeit. Gedächtnisse ohne Ordnungsvermögen sind kaum denkbar.

Im Gegensatz zum existentiellen Punkt der Geburt, können wir den existentiellen Endpunkt des Todes bewusst erfahren. Bedingung dieser Möglichkeit ist jedoch eine zu diesem Zweck geeignete, gezoomte Aufnahme, jenes fantastischen Blitzes. der Sein wieder ins Nichts überführt.

5
Mrz
2015

Exkursion ins Nichts

Die Fantasie tut das, was ihr wesentlich zueigen ist, sie fantasiert.
Sie lädt uns also zu jener Situation ein, in welcher wir uns gerade scheinbar befinden.

Sie warnt uns, weil es es sich um eine Situation handelt, die wir niemals erleben werden. „Ihr nennt sie zwar Gegenwart, aber sie ist Euch niemals gegenwärtig."

„Ein Jetzt existiert für Euch nicht, weil es schon „Vorhin“ geworden ist, lange, bevor Ihr es ausgesprochen habt!"

„Wir werden also zu etwas eingeladen, was uns nie gegenwärtig werden kann?“, fragen wir erstaunt.

Die Fantasie befreit uns von dieser Sorge, indem sie uns erklärt, dass sie uns mit Hilfe der Einbildung einen Platz im vermeintlichen Dasein anzubieten gedenkt. Sie nennt diesen Ort „Augenblick des schönen Scheins“. Wir bilden uns ein, zu sein.

Einbildung entwickelt sich durch spielerisches Erfahren der Dimensionen zwischen Sein und Nichts.

Die Fantasie schildert Werden durch diese Dimensionen so:
"Mögliche Möglichkeiten spielen mit sich selbst.
Möglichen Möglichkeiten fallen wirkliche Möglichkeiten zu.
Wirkliche Möglichkeiten informieren Energien.
Informierte Energien formen Materie.
Materie bindet und löst, vereinfacht und vervielfacht, gleicht an und unterscheidet, Entstehen und Vergehen gestaltend."

Wir versuchen zu verstehen, was die Fantasie uns hier mitteilt.

Die Dimension möglicher Möglichkeiten ist das Offene des Spiels des Zufalls, kaum vorstellbar, da raum- und zeitlos.

Die Dimension wirklicher Möglichkeiten blitzt als Zufall auf. Das Zufallen selbst nimmt bereits Raum ein und verbraucht bereits Zeit.

Die Dimension möglicher Wirklichkeiten vollzieht sich als vollendeter Zufall einer Idee.

Die Dimension wirklicher Wirklichkeiten gelangt als gestalteter Augenblick der Einbildung zum Vorschein.

Was wir als Dasein erfahren, das sind nicht mehr als eingebildete Augenblicke eines scheinbaren Seins des Da.

Wegen ihrs extrem kurzfristigen Aufscheins erhält diese Einbildung den Namen Jetzt. Das Jetzt ist gleichsam ein Blitz im Nichts.

4
Mrz
2015

Fantasie als Souffleuse

Eine Souffleuse (von franz. souffler „flüstern, hauchen“, ital. suggeritore „Einbläser“) ist im Theater eine Person, die während einer Aufführung die Rollen flüsternd mitliest, um den Darstellern Einsätze zu signalisieren und ihnen über „Hänger“ (vergessener Text) hinwegzuhelfen.

Die Fantasie souffliert dem Verstand während der Eingebung einer Idee oder während eines schöpferischen Tuns.
Das, was die Fantasie dem Geist zuflüstert, ist verspachlichtes Spiel verfügbarer Erfahrungen. Eingebungen fallen dem Verstand oder der Vernunft zu.

Idee gelangt so als Geschick eines Zufalls zum Vorschein.

3
Mrz
2015

Fantasie provozieren

Nach innen schauen, um Fantasie zu entdecken.
Die innere Stimme blockiert die Suche, um zu erfahren, nach was genau gesucht wird.
Erstaunen, weil doch das Fragen nach der Fantasie das Suchen in Gang gesetzt wird.
Intuition empfiehlt abzuwarten.
Rauschen, Geflimmer, Warten auf das, was sich zeigt.

Vertrautes Wahrnehmen drängt sich auf, intuitiv darauf verweisend, dass allein durch Wahrnehmen Fantasieren hervorscheinen wird.
Erinnerung verschenkt das Bild einer blühenden Wiese im Mai. Sie bedeckt sich mit blühendem Löwenzahn und lässt verspüren, dass Erinnern durch Fantasie gestaltet wird.
Tatsächlich zeigt näheres Betrachten das Ausgestalten des Erinnerns durch die Fantasie. Feststellen, dass Erinnern der Fantasie lediglich Vorlagen liefert. aus denen Einbildungskraft aktuelle Ansichten inszeniert.

Ich halte für mich erst einmal fest, dass sich Fantasieren als Gestalten des Erinnernd zeigt.

Während ich die künstliche Wiese betrachte, nähert diese sich in ständig wechselnden Erinnerungsbildern an eine tatsächlich gesehene Wiese an.
Ich kann zunächst nicht entscheiden, wo diese Wiese sein soll, die ich da sehe.
Es ist eine hügelige Wiese einem kleinen, umgebauten, nordfriesischen Bauernhaus gegenüber, und zwar in der Flensburger Strasse in Glücksburg. Aber ich vermag nicht zustimmen, denn ich kann mich zwar an Schafe erinnern, die auf dieser Weise weiden, aber eben nicht an diese Wiese voller Löwenzahnblüten.
So frage ich mich, was die Fantasie mit dieser Vorstellung bezweckt.
Offenbar demonstriert sie, dass sie Wahrnehmungen vollkommen umzugestalten vermag. Oder will sie gar offenbaren, dass wir fantasieren, sobald wir wahrnehmen.
Originell ist das allerdings nicht, denn ich kenne die Grundaussage des Gestaltpsychologen “Sobald wir wahrnehmen, gestalten wir auch!“.
Andererseits verweist die Fantasie dadurch darauf, dass sie verfügbare Kenntnisse und Erkenntnisse in ihr Gestalten mit einbezieht.
Fantasieren, das erscheint mir nun als Spiel, Wahrnehmen und Erinnern miteinander zu vermischen. Ich hätte aber schon gern gewusst, warum die Fantasie diese Schafsweide mit Löwenzahnblüten überzieht.
Da blühender Löwenzahn zu meinen Lieblingsblüten gehört, ich aber zu Schafen keine besondere Beziehung habe, kann ich wahrscheinlich von einer schöngefärbten Erinnerung ausgehen.
Diese Vermutung weckt in mir der Verdacht, dass meine Fantasie zur Schönfärberei tendiert.
Durch diesen Verdacht sieht sich der Verstand dazu aufgerufen, meine Erinnerungen einmal daraufhin zu überprüfen.
Aber ich möchte mich nun nicht ablenken lassen und festhalten als was Fantasieren momentan hervorscheint, nämlich als spielerisches Vermischen von Wahrnehmungen mit Erinnerungen.

Die Art und Weise, wie die Fantasie aktiv wird, scheint sich aus der limbischen (seelischen) Grundeinstellung zu ergeben.
Es sind Gefühle, welche das Spiel der Phantasie regeln.
Es ist das limbische System, das zu Tag- und Nachträumen, zu Ideen und Visionen einlädt.

2
Mrz
2015

Fantasie näher kennen lernen

Fantasierend vermögen wir innere Wahrnehmungen als Innenbilder zu gestalten, um diese dann betrachten, beobachten und begreifen zu können.

Fantasie versetzt uns in die Lage, dem zuzuschauen, was in uns geschieht. Künstlerische Menschen setzen geschautes, inneres Geschehen ins Werk, wenn sie schaffen. Bei Imaginationen oder gar Visionen geschieht Vergleichbares.

Nicht immer inszeniert Fantasie das, was sie empfängt in Bildern. Fantasie vermag auch Empfindungen als Gefühle oder Intuitionen zu gestalten. Aber die meisten haben dann Probleme, dem zu glauben, was sie ihre Fantasie zum Vorschein bringt .

Sehr häufig treten solche Erscheinungen bei Trauernden auf, wenn sie glauben, die Anwesenheit des Verstorbenen zu spüren. Statt sich auf dieses Gefühl einzulassen, zweifeln sie und tun es als Einbildung ab.
Damit nehmen sie dem Verstorbenen, die Gelegenheit, sich über die innere Stimme mitzuteilen, um einen Dialog mit dem Trauernden zu beginnen.

Es gibt manche wundersame Ereignisse während eines Tages, die allzu leicht als Hirngespinste abgetan werden.
Wider derartige Zweifel sollte unbedingt beachtet werden, dass das eigene Gefühl Wahrheiten offenbart, obgleich wir diese nicht verstehen (wollen).

Entsprechende Sensibilität vorausgesetzt, können aber Täuschungen von Wahrheiten unterschieden werden.
Angenommen, eine Frau spürt die Anwesenheit ihres verstorbenen Mannes und zweifelt an ihrem Gespür. Sie kann ihrem Zweifel entgegenwirken, wenn sie „schweigend“ mit ihm einen (inneren) Dialog beginnt. Dabei sollte sie dann auch nicht scheuen, ihn um ein Zeichen für die Echtheit seiner Anwesenheit zu bitten.

Dass fantasievermittelte Erscheinungen zu einer Frage der Glaubwürdigkeit werden, ist insofern sehr merkwürdig, als uns unser Wahrnehmen nur durch Fantasieren bewusst wird.

Konsequenterweise müssten wir also alle unsere Wahrnehmungen in Frage stellen. Aber uns wird nicht bewusst, dass wir fantasieren bzw. uns gemäß (um-) gestalten, bevor wir wahrnehmen.

Was veranlasst uns also, Wahrnehmen entweder zu vertrauen oder zu misstrauen? Es sind unterschiedliche Bilder, die diese Frage beantworten.

Weniger vertrauenswürdige Wahrnehmungen werden als gespürte Abbildungen von Erinnerungen erfahren. Vertrauenswürdigere Wahrnehmungen werden dagegen als erfahrene Sinneseindrücke bewusst.

Wir glauben, dass Sinneseindrücke weniger fantasievoll sind als gefühlvolle Erinnerungen. Wer oder was entscheidet aber, wie glaubwürdig uns Inhalte des Bewusstseins erscheinen sollen?

Es ist das Unbewusste, das mittels limbischer Impulse Bewusstwerden günstig oder ungünstig erscheinen lässt.
Bisweilen bekommen wir dergleichen mit, wenn wir ahnen, dass etwas, das wir tun, schiefgehen oder erfolgreich sein wird.

Da wir uns aber Vorgänge des limbischen Systems nicht bewusst werden, vermögen wir diese auch nicht zu reflektieren. Ursachen und Gründe von Glaubwürdigkeit scheinen somit vor uns verborgen zu bleiben.

1
Mrz
2015

Woher weiß meine Fantasie das, was ich nicht erfahre?

Dass ich als kleines Kind wegen Bombenalarm aus dem Schlaf gerissen wurde, weiß ich aus Erzählungen. Ich selbst kann mich natürlicherweise nicht daran erinnern. Und trotzdem schildert mir meine Fantasie nicht nur, wie ich das erlebt habe, sondern auch, wie sich diese Situationen neuronal auswirkten. Ist das nun „reine Fantasie“ oder vermag die Fantasie Erlebnisräume zu erschließen, die sich dem Bewusstsein entziehen?

Man kann davon ausgehen, dass Erlebnisse in frühester Kindheit im Langzeitgedächtnis bzw. im Unterbewusstsein festgehalten sind. Fantasie vermag möglicherweise im Gegensatz zum Verstand darauf zu zugreifen. Diese Erklärung befriedigt mich nicht ganz, wenn ich bedenke, was Fantasie in Visionen leistet, indem sie etwas zum Vorschein bringt, was kein Auge je gesehen und kein Ohr je gehört hat.

So zeigt mir die Fantasie ein gleichsam unentwickeltes Bild von quasi neuronalen Bruchstellen im Gehirn, die für das selbstzerstörerische Verhalten des Menschen verantwortlich sind. Intuitiv verspüre ich diese Art von Vision als zureichenden Grund für meine existentielle Leitfrage.

Ist die Fantasie eine so sensible, hoch entwickelte Wahrnehmung, dass sie uns das zu zeigen vermag, was uns sonst verborgen bliebe? Die Entdeckung von Religion, Kunst. Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften sind ursprünglich fantasievolle Eingebungen, die der Verstand übersetzt und sprachlich umgesetzt hat.

Albert Einstein gibt einen entscheidenden Hinweis, wenn er sagt „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Und der Philosoph Platon fasst dieses Vermögen des vernunftbegabten Lebewesens als ein Wahrnehmen auf, das die Grenzen unserer Sinne zu überschreiten vermag.

Demnach ist Fantasie ein dem vernunftbegabten Lebewesen gegebenen Vermögen, über das sinnlich Vernehmbare hinaus zu gehen vermag.


© Wolfgang F. Schmid
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Seit 19 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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